Durch Frau Brincks Hilfe habe ich ein Praktikum in der Grafikdesignfirma „Pepe Gimeno“ in einem Vorort von Valencia gefunden. Dort habe ich für drei Wochen (zwischen den mündlichen Abiturprüfungen und der Bekanntgabe der Noten) die Möglichkeit den Beruf des Grafikdesigners, aber auch z.T. andere Richtungen des Designs, kennenzulernen.
Natürlich sprechen hier alle Spanisch, weshalb ich am Anfang auch sehr nervös war und mit nur möglichst kurzen Sätzen geantwortet habe. Doch das hat sich ziemlich schnell gelegt und ich habe mich immer wohler mit der Sprache gefühlt, auch wenn ich natürlich Fehler bei der Grammatik etc. mache. Vor allem das Verstehen hat sich für mich deutlich verbessert und mir fällt es jetzt leichter die wichtigsten Informationen aus dem Gehörten herauszufiltern, ohne dass ich wirklich jede Vokabel kann. Ich habe jedoch weiterhin Schwierigkeiten Spanier zu verstehen, wenn sie sehr schnell und durcheinander sprechen, aber eigentlich achten sie immer sehr darauf langsam und deutlich zu reden, wenn sie wissen, dass du nicht aus Spanien kommst.
Ich wohne bei dem Juniorchef der Firma und seiner Freundin mit ihrer 7-jährigen Tochter und einem Hund und zwei Katzen. Der Tag beginnt hier in Spanien erst viel später als in Deutschland, z.B. müssen wir erst um 9 Uhr das Haus verlassen, auch die Tochter. Außerdem sind die Mittagspausen deutlich länger, jedenfalls bei uns in der Firma, nämlich 2 Stunden. Ich habe auch das Gefühl, dass Pünktlichkeit hier nicht allzu groß geschrieben wird, da alle zu unterschiedlichen Zeiten kommen und gehen, ohne dass es jemanden stören würde. Es ist auch sehr typisch für Spanien bzw. Valencia, sich Sonntags mit der Familie zum Paella Essen zu versammeln. Das war immer sehr lustig.
In der Firma arbeiteten zu der Zeit sechs Angestellte und während meines Praktikums hat auch noch ein anderes Mädchen, das schon Grafikdesign studiert, ein Praktikum gemacht. Die Firma ist in Spanien und vor allem in Valencia sehr bekannt und hat in Valencia von Busplänen über das Logo für den Tourismusverband Valencias, was so populär wurde, dass es jetzt das Zeichen für die Provinz Valencia ist, quasi fast alles gestaltet. Außerdem arbeitet sie regelmäßig mit Sanitätsfirmen zusammen und besonders mit der größten Spaniens, nämlich „Roca“.
Jeder hat seinen eigenen Schreibtisch mit einem PC, denn heutzutage wird fast alles mit dem Computer entwickelt und nur noch selten per Hand. Dazu gibt es unterschiedliche Programme, aber am meisten haben wir mit dem Programm „InDesign“ gearbeitet, aber auch „Photoshop“ oder „Illustrator“ wurden manchmal verwendet.
In meinen ersten Tagen habe ich mir Videos auf der Seite „Domestika“ angeschaut, dort gibt es Kurse, die von bekannten Professoren begleitet werden. Mein Chef hat auch selber so einen Kurs auf dieser Seite, der mir sehr gute Einblicke in seine Arbeit und seine Intentionen gab. Hier habe ich mich auch zu vielen anderen Designrichtungen informiert und viele Inspirationen gesammelt.
Danach durfte ich ziemlich schnell selber tätig werden und habe unter anderem der Praktikantin bei dem Erstellen eines Flyers für eine Sanitätsfirma und der Gestaltung eines Musters für unterschiedliche Bodenmaterialien für das Bad geholfen. Ich habe mich auch lange mit der Kalligraphie, die viel Übung und Ruhe erfordert, auseinandergesetzt. Außerdem habe ich am PC viel mit den Programmen geübt und so auch ein Buchcover erstellt und generell viel gelernt. Mit meinen Kollegen haben wir mit einer speziellen Drucktechnik kleine Fotoalben erstellt, das hat sehr viel Spaß gemacht und war auch gar nicht aufwendig, sodass ich es auch noch öfter machen werde.
Mein Chef hat eine eigene Typographie entworfen, die sogar einen Preis gewonnen hat. Ich habe das Gedicht „Worte“ von Erich Fried in diese Typographie umgestaltet. Dies war recht zeitaufwendig und anstrengend, da ich die Zeilen in eine Wellenlinie bringen musste und einzelne Wörter oder Buchstaben größer und kleiner als den Rest machen musste. Außerdem gibt es bei dieser Typographie für fast jeden Buchstaben zwei Möglichkeiten und so musste ich bei jedem Wort und Buchstaben gucken, welche Möglichkeit besser passt, denn die Wörter sollten alle möglichst individuell sein, also sollte möglichst selten bzw. in großen Abständen dieselbe Auswahl eines Buchstabens sein.
Insgesamt hat mir das Praktikum sehr gut gefallen, da es so abwechslungsreich war und genau meinen Interessen entsprach. Somit hat es mich nochmals in der Absicht Design zu studieren bestärkt.